Ortsnamen groß oder klein?

Natürlich werden Ortsnamen großgeschrieben, was für eine Frage! Oder?

Wenn es bei den Ortsnamen um die Orte selbst geht, es sich also um Substantive handelt, dann werden sie selbstverständlich großgeschrieben:

Er ist von Köln nach Lübeck gezogen.

In meinem letzten Urlaub bin ich durch Bayern gefahren.

Das Paket kommt aus Holland.

In Australien fährt man auf der linken Seite.

Was aber, wenn wir über etwas sprechen, das nur irgendwie mit dem Ort zu tun hat? Wenn wir aus dem Ort ein Adjektiv machen?

Dann gibt es zwei Varianten:

Ortsnamen auf „-er“

Wenn das Adjektiv mit „-er“ endet, dann wird es immer großgeschrieben:

der Kölner Busbahnhof, der Kölner Dom

die Lübecker Firma, das Lübecker Marzipan

das Holländer Hotel, der Holländer Käse

Es macht hier keinen Unterschied, ob das Adjektiv Teil eines Names ist oder nicht (vgl. Werden Farben groß oder klein geschrieben?). Ein Ortsname mit der Endung „-er“ wird wirklich immer großgeschrieben. 🙂

Ortsnamen auf „-isch“

Wenn das Adjektiv hingegen mit „-isch“ aus einem Ortsnamen gebildet wird, dann schreibt man es klein.

Es sei denn, es ist Bestandteil eines Namens, dann wird es als solcher großgeschrieben. (Wordurch sich ein Name von einer einfachen Bezeichnung unterscheidet, ist in dem Beitrag über Farben beschrieben: Werden Farben groß oder klein geschrieben?)

Also:

der Bayerische Wald (Name) – aber: das bayerische Bier

Echt Kölnisch Wasser (Name für das Duftwasser von 4711) – aber: die kölnische Mundart

Hier müssen wir uns also wieder ein klein wenig mehr den Kopf zerbrechen.

In den meisten Fällen handelt es sich bei Ortsnamen auf „-isch“ jedoch nicht um Namen, sondern um einfache Adjektive, die kleingeschrieben werden.

Was steckt dahinter?

Wenn ein Ortsname mit der Endung „-er“ zu einem Adjektiv gemacht wird, dann handelt es sich um ein nicht weiter veränderbares Adjektiv. Egal, zu welchem Substantiv es gehört, Einzahl oder Mehrzahl, „der“, „die“ oder „das“ – das Adjektiv wird immer gleich geschrieben:

ein Bonner Marktplatz, eine Bonner Schule, ein Bonner Museum, ganz viele Bonner Straßen …

Daher verhält sich diese „Adjektiv“ nicht wie ein richtiges Adjektiv und wird daher auch nicht wie ein solches kleingeschrieben.

Bei der Endung „-isch“ sieht das anders aus. Diese Endung wird wie normale Adjektive an das folgende Substantiv angepasst, das Adjektiv verändert sich also in der Form:

ein australischer Marktplatz – ein großer Markplatz

eine australische Schule – eine große Schule

ein australisches Museum – ein großes Museum

ganz viele australische Straßen – ganz viele große Straßen …

Und deshalb wird es auch kleingeschrieben. 🙂


© Petra Jecker, Foto: pixabay

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13 Gedanken zu “Ortsnamen groß oder klein?

  1. warum wird der Freimarkt in Bremen nicht zum Bremener Freimarkt, sondern zum Bremer Freimarkt?

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    • Das ist ja ein ganz anderes Thema … Habe aber gerade mal nachgesehen 🙂 Früher war es üblich, bei Ortsnamen auf -en diese Endung wegzulassen, wenn das Wort erweitert wurde. Man sagte also auch Aacher, Gießer, Neukircher usw. Im Laufe der Zeit hat sich das (wie so vieles) geändert. Heute gibt es nur noch ein paar Ausnahmen, bei denen das -en bei der Erweiterung wegfällt, neben den Bremern ist das auch der Fall bei Saarbrücker, Erlanger, Sonthofer und einigen anderen.

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  2. Warum wurde mein Wohnort früher immer mit Bindestrich geschrieben und heute nicht mehr. Andere Orte aber nach wie vor mit Bindestrich.

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    • Ortsnamen sind Namen – wie die von Personen. Die Schreibung wird festgelegt oder hat sich eingebürgert und kann durchaus auch geändert werden. Die Gründe dafür sind unterschiedlich – haben dann aber nichts mit der Rechtschreibung zu tun. Die Rechtschreibung kommt ins Spiel, wenn ein Name grammatisch angepasst wird, also wenn der Name z. B. als Adjektiv verwendet wird (wie im Artikel beschrieben) oder im Genitiv steht (z. B. „das Wappen Kölns“). Daher kann ich Ihnen leider keine Antwort auf Ihre Frage geben (zumal ich auch gar nicht weiß, wo Sie wohnen ;-))

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      • Vielen Dank für Ihre Antwort. Der Ortsname war früher Groß-Sander, bis mitte der 70er Jahre. Dann immer häufiger Großsander.

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  3. na das da ist doch trivial – aber wie ist es mit dem Genitiv bei Städten?
    Die Straßen des alten Berlin – oder: die Straßen des alten Berlins.
    Ohne -s oder mit -s am Ende??

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    • Na, na! Etwas, das andere als hilfreich ansehen, als trivial herabzuwürdigen, ist ja nun nicht gerade nett.
      Zu Ihrer Frage: Städtenamen sind Neutra, also „das (alte) Berlin“, „das (schöne) München“ usw. Entsprechend wird der Genitiv auch immer mit -s gebildet: „Die Straßen des alten Berlins …“ oder „Die Brauhäuser des schönen Münchens …“.

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