„als“, „wie“ und das Komma

Wenn wir Dinge miteinander vergleichen, dann ist fast immer ein „als“ oder „wie“ mit im Spiel:

Sarah ist so groß wie Tom.

Jan kann höher springen als Inga.

Und ab und zu hören oder lesen wir auch schon mal sowas wie:

Mark läuft schneller wie Dennis. 😦

Aber wie schon durch das Smiley angedeutet, stimmt da was nicht. Und zwar das „wie“, das gehört da nämlich nicht hin. Warum?

„als“ oder „wie“?

Bei einfachen Vergleichen gibt es eine einfache Regel:

Gleiches wird mit „wie“ verglichen, Ungleiches mit „als“.

Wenn Mark schneller läuft, Mark und Dennis also nicht gleich schnell sind, ist folglich „als“ richtig:

Mark läuft schneller als Dennis. 🙂

Das gilt für alle Arten von Ungleichheiten:

Das ist ganz anders, als ich es mir vorstellt hatte.

Das ist alles andere als Kunst.

Ich erledige das lieber heute als morgen.

Du hattest schon immer nichts als Flausen im Kopf.

Er fährt dort eher aus Gewohnheit als aus Überzeugung hin.

Wenn wir diese Sätze verändern und die verglichenen Teile gleichsetzen, dann gehört ein „wie“ dazwischen:

Das ist genau so, wie ich es mir vorstellt hatte.

Das ist so was wie Kunst.

Ich erledige das genauso gerne heute wie morgen.

Du hattest schon immer so was wie Flausen im Kopf.

Er fährt dort aus Gewohnheit wie auch aus Überzeugung hin.

Komma oder kein Komma?

Wer die Beispiele aufmerksam gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass vor dem „als“ oder „wie“ mal ein Komma steht und mal nicht.

Auch hier gibt es eine Regel:

Wenn einfach nur Wörter oder Wortgruppen miteinander verglichen werden, steht kein Komma.

Wenn der Vergleich ein Nebensatz ist, dann wird ein Komma gesetzt.

Aber was ist der Unterschied zwischen einer Wortgruppe und einem Nebensatz? Woran erkennt man einen Nebensatz?

Ein vollständiger Satz – auch ein Nebensatz – enthält ein finites Verb.

Oh mein Gott! Und was, bitte schön, ist ein „finites Verb“?

Kleiner Exkurs: finite Verben

Ein finites Verb ist ein Verb, das nicht in einer Grundform steht, sondern an das Subjekt angepasst ist. Ein Beispiel:

Grundform: laufen

finite Formen: (ich) laufe, (du) läufst, (wir) sind gelaufen, (sie) werden laufen

Das Subjekt steht jeweils in Klammern.

Wichtig ist, dass bei einigen Formen (beispielsweise wir sind gelaufen) beide Verben, sind + gelaufen, zusammengehören. Ein gelaufen alleine ist kein finites Verb!

Aber zurück zur Kommaregel 😉

Wenn wir also einfach Wörter oder Wortgruppen vergleichen, dann wird kein Komma gesetzt:

Wir haben mehr Plätze als nötig.

Alles läuft genauso wie geplant.

Achtung: Im zweiten Satz steht geplant ohne weiteres Verb, daher ist es nicht finit! Es ist hier einfach nur ein Partizip (sozusagen ein Verb in seiner „Vergangenheitsgrundform“ 🙂 ).

Wir können nun zum Vergleich auch einen Nebensatz nehmen (zu erkennen am finiten Verb, unterstrichen):

Wir haben mehr Plätze, als nötig sind.

Alles läuft genauso, wie ich es geplant habe.

Natürlich gibt es hier – wie so oft – auch einige Stolpersteine. Aber wer diese beiden Grundregeln beherzigt, der macht schon das Meiste richtig 🙂


© Petra Jecker, Foto: pixabay

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8 Gedanken zu “„als“, „wie“ und das Komma

  1. Hallo! Wie ist es bei folgendem Beispiel: „Gerade das, was anders ist, als das, was wir schon wissen, vermag die Welt zu verändern.“
    Meines Erachtens muss hier das Komma vor „als“ gestrichen werden, aber ich bin mir nicht sicher. „Gerade das, was anders ist als das, was wir …

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    • Ja, wenn es hier nur um den Vergleich mit „als“ ginge, müsste das Komma tatsächlich weg!
      In diesem Beispiel muss das Komma aber aus anderen Gründen gesetzt werden, und zwar, weil davor ein Relativsatz steht („was anders ist“), der in Kommas eingeschlossen werden muss. Das Komma hat hier also nichts mit dem Vergleich zu tun, sondern mit dem Relativsatz.

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      • Vielen Dank, Frau Jecker, für die rasche Antwort. Eigentlich logisch, der Relativsatz muss durch Kommas abgetrennt werden.

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  2. Er fühlt sich oft so wie vor einer Grippe.
    Komma oder nicht??? Hiiiilfe 🙂

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  3. „Und wie in Mois Land damals, bevor die Gefühle zurückgekehrt waren,
    die Leute den Wald fast nicht mehr gekannt haben, so kennen
    wir Menschen heute dieses Land kaum noch, dieses Land, in dem
    man die Langsamkeit schätzt, sich zu seinen Gefühlen bekennt und
    in dem andere Dinge wichtiger sind, als Zeit zu gewinnen.“ (Auszug aus einem Buch) Ist hier das Komma vor „als“ richtig gesetzt, da davor ein Relativsatz davor bzw. eine Aufzählung von drei Relativsätzen? – und wie wäre es in folgendem Fall? In diesem Land sind andere Dinge wichtiger als Zeit zu gewinnen. Gilt hier „Zeit zu gewinnen“ als satzwertiger Infinitiv? Müsste dann ein Komma vor „als“ stehen?

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    • Ja, das Komma vor „als“ ist richtig. Auch in Ihrer zweiten Version müsste vor „als“ ein Komma gesetzt werden. Das liegt in diesem Fall daran, dass eine Infinitivgruppe, die mit „als“ eingeleitet wird, immer als Infinitivsatz bzw. satzwertige Infinitivgruppe gilt. Infintivgruppen, die mit „als“, „anstatt“, „außer“, „ohne“, „statt“ oder „um“ eingeleitet werden, werden immer durch ein Komma abgetrennt.

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